Die Weinprobe

Voller Extraktkörper, kraftvoll und jugendlich, vollsaftig und geschmeidig, aufgeschlossen und gefällig, mild und rund, mit langem Atem und kräftiger Fruchtnase, verspielt auf der Zunge, vielseitige Feinheiten mit lang anhaltendem Abgang.

Also hier ist die Rede vom Wein, bitte!

Dazu noch, leichte Aromen vom Weinbergpfirsich und Zitrusfrüchten runden im Mund mit einem Hauch von Minze den Nachhall ab!

Das ist also alles in der Traube drin? Das ist ja dann ein richtiger Vielseitigkeitsfruchtaromakörper.

Das alles hängt natürlich auch vom Terroir, also von den äußeren Bedingungen wie Boden, Luft, Sonne, Regen usw. ab. Das Ganze ist eine message in a bottle! So eine Art Flaschenpost vom Weingärtner!

So war der Vorhall, also die Einleitung bei unserer Weinprobe! Dass das alles in so ein kleines Gläschen hineinpasst?

Ob die auch einen haben, der nur nach Wein schmeckt?

Bei so einer Verkostung, wird ja nicht getrunken, nein, da wird degustiert.

Abber eins nach dem Anderen.

Zuerst wird das Körkchen aus der Flasche zelebriert, berochen, beschnüffelt und dann zur Seite gelegt. Daraufhin weint der Zeremonienmeister in die Gläschen ein, also ein wenig mehr als der Boden wird beweint.

Danach darfst du das Glas nur ganz unten am Fuß von dem langen Stiel und natürlich nur mit Daumen und Zeigefinger hochnehmen, damit das Glas keine Temperatur von deinen heißen Händen annimmt.

Dann gegen das Licht halten und schauen, ob das Glas sauber, nein natürlich, ob der Rebensaft auch rein und klar ist! Zuerst wird also nur mit den Augen verkostet.

Dann folgt allgemeines beriechen und beschnuppern, es ist also immer noch nichts mit wir wollen einen heben!

Jetzt musst du dein Glas noch im Kreis schütteln, aber immer nur gegen den Uhrzeigersinn, dann dein ganzes Riechorgan ins Glas quetschen, um nochmal den Geruch, das Aroma, das Bouquet in deine Nase zu ziehen, um so alle Wohlgerüche, also Duftentwicklungen aufzunehmen, um sie voll zur Wirkung kommen lassen zu können, ob die Weinbergpfirsiche schon reif sind!

Also die olfaktorische Aufnahme, deine Geruchswahrnehmung, ist jetzt voll gefordert. Nun, also es wird immer noch nicht getrunken, jetzt kontrollieren wir noch einmal das Glas, nein nicht, ob das Tröpfchen mittlerweile vielleicht schon verdunstet ist. Wir prüfen auch nicht, ob dem Wein vom Drehen schwindlig geworden ist, nein, es wird es wird nachgeschaut, hat der Wein Tränen am Glasinneren vergossen, hat er Schlieren gezogen, oder hat sich eventuell sogar ein Kirchenfenster gebildet. Nicht zum Reinschauen, sondern zum Anschauen!

Mir läuft langsam schon das Wasser im Mund zusammen, was dann, nach dem Vorspiel, also ich meine hier mit dem Glas, bei mir die Wirkung hat, als ich endlich mein Schleckermündchen von innen benetzen darf, vor lauter Vorlauf und Vorfreude, also vorzeitiger starker Feuchtigkeitsentwicklung, nichts anderes als Schorle im Degustationsraum, also im Mund gehabt habe.

Der Wein ist nun drin im Empfangsraum und bei mir ist alles zum Abgang bereit, also zum Befriedigen der Gelüste. Aber ich darf immer noch nicht schlucken, nein, nein, nur mit der Zunge gegen den Gaumen drücken, dann linke Backentasche, dann rechte Backentasche, dann noch einmal durch die Zähne, also auf Deutsch, so mit gespitzten Lippen richtig durch den Mund ziehen. Der Vorkoster nennt das auf der Zunge zergehen lassen.

Eben wurde mir klar, warum die Profiverkoster, das dann alles wieder ausspucken und nicht trinken. Also sie schlucken ja beim Zahnarzt, nach der Aufforderung, einmal gründlich durchspülen, auch nicht alles hinunter.

Also der Wein hätte zuerst eine Geschmackexplosion im Mund und dann im Abgang ein Pfauenrad, es würde alles noch mal wieder-kommen! Woher weiß denn der, wie es mir nachher geht?

Wir waren ja bei einer zwölf Weine Verkostung, und viele haben nach einer Weile geschwächelt, obwohl wir zwischendurch immer, also trocken Brot macht Wangen rot!

Ich habe dem Eintröpfler dann, so durch die Blume, dem Duftstrauß über dem Degustationsgefäß, zu verstehen gegeben, dass er mein Probierväschen ruhig ein wenig voller machen darf, immer nach dem Motto: Was du heute kannst entkorken, verschiebe nicht auf morgen!

Als wir dann aus dem weindunstigen, tiefen, kühlen Keller wieder so ans Tageslicht, also auch kleine Schlückchen, bildlich gesprochen, auch viele kleine Hunde sind des Hasen Tod! Und das, was so ganz anders roch, nennt man Sauerstoff!

Zuerst leichter Drehschwindel und dann noch kleinere Orientierungs-probleme, aber wir waren ja zu Zweit. Und so per Arm, das ist schon hilfreich.

Auf dem Heimweg dann, bin ich durch einen Fehler im Bewegungs-ablauf, wie will ich sagen, durch einen Koordinierungsproblem im Schritt, also beim Schreiten natürlich, also ich wollte vorzeitig das rechte Bein bewegen, also zum Gehen bringen, obwohl ich auf dem noch stand!

Das Linke wusste nicht, was das Rechte schon tun soll!

Dabei hat mich das Pfauenrad in unkontrollierte Bewegungen, also wie ein Boot im Wellengang, versetzt. Ich konnte aber keinen Anker mehr werfen und bin so dahingesunken, Luft hat halt keine Balken. Kurz ich habe der Erdanziehungskraft Tribut zollen müssen. Mir hat es die Beine auf dem Rad weggedreht und ich bin plötzlich, also wie will ich sagen, aus dem Karussell vorzeitig ausgestiegen und verunfallt.

Das heißt, ich bin zuerst mit den Händen, dann mit den Knien, dann mit dem Rest des Körpers auf dem Boden gelandet. Dabei musste ich auch ein wenig Erde verkosten, also da war nichts von Minze und Pfirsich.

Meine Begleitung hat sofort verbal helfend eingegriffen und gefragt, hoffentlich hast du nichts gebrochen?

Doch sage ich, zwei Probiergläser Wein!

Nach langem Hin und Her haben wir gemeinsam dann die Erdanziehung wieder durchbrochen und das Weinschiff gehoben, der Schlepper hat mich dann sicher in den Heimathafen gebracht. Dort habe ich mich sofort hingelegt, denn Wein soll man ja liegend lagern!

Wenn mich jetzt jemand fragte, was ich zu einem guten Glas Wein sagen würde, ganz einfach nichts, ich würde es trinken!

Im Wein liegt nämlich Wahrheit, aber du darfst die Suche nicht schon gleich nach dem ersten Glas aufgeben.

Aber merke, wenn du Durst hast sieht das keiner, wenn du beweint bist sehen das alle!

Zum Schluss noch, wo ich nicht alle Spezialbegriffe kannte, hat mir Wikipedia geholfen.

Bernd Siemers

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